14.02.2019
Stark im Land - Jugend macht Heimat
Kinder- und Jugendbeteiligung im ländlichen Raum
Christina Tuscher, Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS)
Schlagwörter:Bewegungsförderung, Jugendliche, Kinder, Ländlicher Raum
In Sachsen bringen Kinder und Jugendliche ihre Ideen in die Dorfentwicklung ein und gestalten so ihre Heimat aktiv mit. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) unterstützt sie dabei - im Rahmen des Programmverbunds Stark im Land.
In der Theorie sind die Vorteile von Kinder- und Jugendbeteiligung schon lange bekannt, in der Praxis war dieser Ansatz aber lange ein pädagogisches Nischenthema.
Teil des Programmverbundes Stark im Land sind die Programme Hoch vom Sofa, Jugend bewegt Kommune und Demokratie in Kinderhand der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS). Diese haben den Mehrwert von früher Beteiligung schon lange erkannt und machen sich für Kinder- und Jugendbeteiligung auf dem Land stark.
Weshalb ist Beteiligung gerade für ländliche Räume so wichtig?
Junge Menschen in ländlichen Regionen fühlen sich oft abgehängt und haben nicht die gleichen Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten wie Gleichaltrige aus Ballungsgebieten. Die Zahl der jungen Heranwachsenden schrumpft, wohingegen das Durchschnittsalter bis 2030 auf 51 steigen wird. Die Bedürfnisse und Wünsche von Jugendlichen verschwinden daher häufiger von der politischen Agenda. Umso wichtiger ist es, dass kommunale und politische Akteure junge Menschen als Experten und Gestalter des Gemeinwesens anerkennen und Engagement fördern. Kinder und Jugendliche brauchen Unterstützung, wenn sie ihre Lebenswelt dauerhaft mitgestalten sollen.
Kinder- und Jugendbeteiligung lohnt sich und steigert die gesellschaftliche Gesundheit
Kinder- und Jugendbeteiligung fördert eine lebendige Demokratie. Gemeinsame Aushandlungsprozesse zu meistern und miteinander zu arbeiten, wirkt sich positiv auf das Leben und Lernen in der Gemeinschaft aus. Frühe Beteiligung stärkt zudem die Identifikation und Verbundenheit mit der eigenen Heimat und schafft so Bleibe- und Rückkehrperspektiven. Dass sich Kinder- und Jugendbeteiligung lohnt, bestätigen auch die Rückmeldungen aus den Stark im Land-Kommunen. Die gemeinschaftliche Umsetzung von Projekten bringt alle Generationen in einem Dorf näher zueinander. Jugendliche ernten die Früchte ihres Engagements und können die oft undurchsichtigen Verwaltungsstrukturen besser verstehen. Außerdem steigt das gegensteige Verständnis zwischen Erwachsenen und Jugendlichen, was zu einem positiven Klima beiträgt.
Frühes Engagement trägt darüber hinaus zu einer moralischen Entwicklung bei. Menschen, die bereits in jungen Jahren soziale Verantwortung übernommen haben, halten auch im Erwachsenenalter an diesen Werten fest und sind insgesamt glücklicher und zufriedener. Das wirkt sich unmittelbar auf die Gesundheit aus. Ganz wesentlich für diesen positiven Effekt sind die Anerkennung und Wertschätzung, die dadurch erfahren werden. Demnach gilt: „Wer hilft, hilft auch sich selbst“.
Was braucht es für eine erfolgreiche Kinder- und Jugendbeteiligung?
Mit einmaligen Beteiligungsvorhaben ist es nicht getan: Wenn Kinder- und Jugendbeteiligung gelingen soll, müssen alle wichtigen Entscheidungsträger ernsthaft Interesse zeigen und entsprechende Strukturen erarbeiten, die Kindern und Jugendlichen das Engagement so einfach wie möglich machen. Wichtige kommunale Akteure und Schlüsselpersonen müssen dafür eng zusammenarbeiten, denn Kinder- und Jugendbeteiligung ist eine Querschnittsaufgabe, deren Erfolg in den Händen der ganzen Gemeinde liegt. Besonders wichtig für das Gelingen von Beteiligungsprojekten sind kommunale Ansprechpartner, die junge Menschen ermutigen, eigene Projekte zu realisieren und sie bei der Umsetzung unterstützen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, wird Demokratie im Alltag erlebbar. Und das macht Spaß - den Jungen und den Alten!
Die Stark im Land-Programme:
- Hoch vom Sofa! - Von der Jugend für die Jugend
Mit dem Programm Hoch vom Sofa fördert die DKJS Jugendliche, die Projektideen haben, mit denen sie vor der eigenen Haustür etwas verändern und gestalten wollen. Egal ob Graffitiworkshops, Festivals oder Skateanlagen - die Jugendlichen wissen selbst am besten, was ihnen fehlt. Hoch vom Sofa! unterstützt sie dabei, ihren Heimatort nach ihren Wünschen zu gestalten. Dabei lautet das Motto: Von Jugendlichen für Jugendliche. So entscheiden Jugendjurys, welche Projekte mit bis zu 1.500 Euro gefördert werden. Bei der Umsetzung der Projekte werden die Jugendlichen von lokalen Partnern wie Jugendhilfeträger und durch das Hoch vom Sofa!-Team unterstützt.
- Jugend bewegt Kommune - Vermittlung zwischen Gemeinde und Jugendlichen
Mit dem Programm Jugend bewegt Kommune unterstützt die DKJS Kommunen dabei, kinder- und jugendfreundlicher zu werden und junge Menschen an für sie relevanten Entscheidungen zu beteiligen. In einem zweijährigen Prozess berät die DKJS eine lokale Arbeitsgruppe, bestehend aus engagierten Personen aus Politik, Verwaltung, Schulen und Vereinen. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen vor Ort setzt sich die Arbeitsgruppe mit der Verbesserung der Aufwachs- und Lebensbedingungen junger Menschen auseinander. Ziel ist es, echte Beteiligungsfelder für junge Menschen zu erschließen und Beteiligung langfristig in der Kommune zu verankern. Besonders wichtig ist dabei die Förderung einer guten Kommunikation zwischen den Generationen.
- Demokratie in Kinderhand - Fehlplanungen vermeiden, Kinder befragen!
Ähnlich wie Jugend bewegt Kommune begleitet das Programm Demokratie in Kinderhand sächsische Kommunen bei der Etablierung langfristiger Beteiligungsstrukturen. Die DKJS konzipiert spezielle Workshops, um die Kleinsten an der Dorfentwicklung und -gestaltung zu beteiligen. Kinder können zu allen kommunalen Belangen befragt werden, vorausgesetzt die Themen werden gut in die Sprache der Nachwuchsdemokraten übersetzt. Kindgerechte Methoden wie z.B. Dorfdetektive oder Modellbau machen es möglich, die Interessen der Kinder spielerisch zu erfragen. Egal, ob Ortsentwicklungskonzepte, Schulhofgestaltung oder Verkehrssicherheit - Kinder haben ernstzunehmende Meinungen und einen riesen Spaß, diese kundzutun.
- Neues Praxisportal für Kinder- und Jugendbeteiligung
Unter www.starkimland.de können sich kommunale Akteure und Engagierte darüber informieren, wie sie junge Menschen in die Gestaltung ihrer Gemeinde einbeziehen können. Das Onlineportal bündelt die vielfältigen Erfahrungen und Instrumente aus den Stark im Land-Programmen und macht sie Interessierten bundesweit zugänglich. Mit dem Praxisportal will die DKJS ländliche Kommunen dabei unterstützen, junge Menschen wirksam zu beteiligen. Neben anschaulichen Praxisbeispielen bietet das Portal nützliche Materialien und konkrete Anregungen rund um die Kinder- und Jugendbeteiligung im ländlichen Raum.
Stark im Land - Lebensräume gemeinsam gestalten ist ein Programmverbund der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) in Kooperation mit dem Sächsischen Ministerium für Soziales und Verbraucherschutz. Es vereint unter seinem Dach die Beteiligungsprogramme Demokratie in Kinderhand, Hoch vom Sofa! und Jugend bewegt Kommune und macht sich für Kinder- und Jugendbeteiligung im ländlichen Raum in Sachsen stark.