09.03.2021
Start der Bremer Projekte zu stadtteilbezogenen Unterstützungsangeboten im Rahmen der Covid19-Pandemie
Nicole Tempel, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e.V.
Dirk Gansefort, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e.V.
Iris Lettau, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V.
Schlagwörter:Corona, Gesundheitliche Chancengleichheit, Soziallage
Seit der zweiten Corona-Infektionswelle zeigt sich ein ungleich verteiltes Infektionsgeschehen in den Bremer Stadtteilen. Insbesondere in benachteiligten Quartieren liegen die Fallzahlen deutlich über dem Bremischen Durchschnitt. Als mögliche Ursachen hierfür gelten soziale Faktoren, wie beispielsweise beengter Wohnraum und prekäre Beschäftigungsverhältnisse, welche die Einhaltung von Abstands- und Hygieneregelungen erschweren. Zusätzlich beeinflussen sprachliche Barrieren und der Bildungsstand die individuellen Möglichkeiten, relevante Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und letztlich anzuwenden. Auch aus einigen Stadtteilen wird zurückgemeldet, dass fundierte Informationen zu den Corona-Maßnahmen für Menschen in benachteiligten Lebenslagen bislang nur schwer zugänglich sind.
Um diese Lücke zu schließen und die ungleiche Verteilung des Infektionsgeschehens in Bremen zu adressieren, hat der Bremer Senat kurzfristig mit der Bewilligung stadtteilbezogener Unterstützungsangebote reagiert. Die Angebote sind in zwei Projekte untergliedert, die eng miteinander vernetzt sind. Dabei handelt es sich um ein Informations- und Qualifizierungsangebot für Akteur*innen in betroffenen Stadtteilen (IQ-Covid) und um die Installation von Gesundheitsfachkräften in benachteiligten Quartieren. Gemeinsames Ziel der Projekte ist es, Bevölkerungsgruppen, die bisher nicht oder nur unzureichend erreicht wurden, mit passgenauen Informationen zum Coronavirus unter Berücksichtigung von Bremer Spezifika zu versorgen. Beide Projekte werden von der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. (LVG & AFS) koordiniert.
Die ersten acht von insgesamt elf Gesundheitsfachkräften haben am 1. März 2021 ihre Arbeit aufgenommen. Drei weitere starten am 1. April 2021. Zu Beginn gibt es eine Basisqualifizierung zu Inhalten wie Grundlagen der Prävention und Gesundheitsförderung, soziale Ungleichheit und Gesundheit, Basiswissen zu Corona, zielgruppenspezifische Arbeit, Netzwerkarbeit und eine Einführung in den Kommunikationsbaukasten, der im Rahmen des Projektteils IQ-Covid entwickelt wird.
Die Gesundheitsfachkräfte werden in Einrichtungen direkt in den Quartieren angesiedelt, wo sie eng mit Akteur*innen sowie Schlüsselpersonen vor Ort zusammenarbeiten. Zu den Aufgaben der Gesundheitsfachkräfte gehört es, Bewohner*innen über die Gefahren des Corona-Virus aufzuklären, über die aktuell geltenden Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen sowie über die Impfstrategie zu informieren - in unterschiedlichen Sprachen. Als Informationskanäle sollen unter anderem schriftliche Materialien wie Poster und Postkarten, (digitale) Informationsveranstaltungen und Soziale Medien wie YouTube und WhatsApp dienen. Langfristig sollen mit den Gesundheitsfachkräften nachhaltige Strukturen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz in Bremer Quartieren aufgebaut und etabliert werden, um die gesundheitlichen Auswirkungen der Pandemie sowie dem dazugehörigen Lockdown abzumildern, aber auch, um das Thema Gesundheit insgesamt zu stärken.