02.10.2009
Studie: Ist die Armutsgefährdung in Deutschland gesunken?
Nach aktuellen Angaben des Münchner ifo Instituts lag die Zahl der von Armut gefährdeten Menschen in Deutschland 2006 mit 14 Millionen Menschen um eine Million niedriger als noch 2005. Die Armutsgefährdungsquote - der Anteil der Menschen, die weniger als 60 Prozent des deutschen Durchschnittseinkommens erzielen - fiel damit von 18 Prozent auf unter 17 Prozent.
Zwischen 2000 und 2005 war die Armutsgefährdung kontinuierlich um insgesamt fünf Prozentpunkte gestiegen. Die nun veröffentlichten Zahlen des ifo sind das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts, in der die neu verfügbaren Daten des Sozioökonomischen Panels 2006 ausgewertet wurden.
Als Grund für das Sinken der Armutsgefährdungsquote nennt das ifo den Rückgang der Arbeitslosigkeit. Nach Angaben des Instituts reicht bereits sehr niedrig bezahlte Arbeit aus, um ein Einkommen oberhalb der Armutsgefährdungsgrenze zu erzielen, weil der Staat die Betroffenen zusätzlich mit Hartz IV unterstütze. Dieses System sei mit der Agenda 2010 eingeführt worden, dadurch ergebe sich in der Summe ein Einkommen oberhalb der Armutsgefährdungsschwelle aus eigenem Lohn und Aufstockung durch Hartz IV.
Kritik am ifo und den aus seiner Untersuchung gezogenen Schlüssen kommt vom Deutschen Gewerkschaftsbund DGB. „Es ist kein Fortschritt, wenn Menschen ergänzend zu ihrer Arbeit Hartz IV-Leistungen beziehen müssen“, so Ingo Kolf, beim DGB zuständig für Grundsatzfragen der Arbeitsmarktpolitik. Die Verbreiterung des Niedriglohnsektors sei weniger eine Einstiegshilfe für Langzeitarbeitslose als eine Abstiegsbedrohung für breite Arbeitnehmergruppen.
Selbst eine gesunkene Armutsgefährdungsquote von unter 17 Prozent ist noch immer sehr hoch. Das Thema Armut bleibt in der Diskussion, und damit auch die gesundheitlichen Folgen für die Betroffenen. Damit befasst sich der jährlich stattfindende Kongress „Armut und Gesundheit“, der in diesem Jahr am 4. und 5. Dezember im Rathaus Schöneberg in Berlin stattfindet. Der diesjährige 15. Kongress steht unter dem Motto „Gesundheit für alle - Ethik im Spannungsfeld“, als Leitthemen stehen Gerechtigkeit, Solidarität und Selbstbestimmung auf der Agenda.
Zwei Tage lang wird auf dem Kongress diskutiert, was armen Kindern, ihren Familien und anderen sozial Benachteiligten wie Arbeitslosen oder Migrant/innen ermöglicht, ihre Chancen auf Bildung, Arbeit und Gesundheit zu verbessern. Mehr als 80 Workshops zeigen, wie Gesundheitsförderung für sozial Benachteiligte etwa in Kitas, Schulen, Betrieben oder im Stadtteil erfolgreich gestaltet werden kann. Als weiteres wichtiges Thema werden auch die Zusammenhänge von Globalisierung und Gesundheit behandelt. Das Programm zum Kongress Armut und Gesundheit ist gerade erschienen.
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