30.04.2010
Studie über psychische Belastungen in der Arbeitswelt und bei Arbeitslosigkeit
Schlagwörter:psychische Gesundheit
Deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind immer häufiger wegen psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig. Knapp elf Prozent aller Fehltage gingen 2008 darauf zurück. Seit 1990 haben sich diese Krankschreibungen fast verdoppelt. Psychische Erkrankungen verursachen überdurchschnittlich lange Fehlzeiten in den Betrieben. Das sind Ergebnisse einer Studie der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), in der die Gesundheitsreporte der gesetzlichen Krankenkassen ausgewertet sind. Der BPtK zufolge leiden vor allem aber Arbeitslose an psychischen Erkrankungen.
Nach Angaben der BPtK ist die Zunahme psychischer Erkrankungen in der Arbeitswelt auch eine Folge steigender psychomentaler Anforderungen in modernen Dienstleistungsgesellschaften. Erwerbstätige entwickeln laut BPtK bei der Kombination aus hohen Anforderungen (z. B. Zeitdruck, Komplexität der Aufgaben, Verantwortung) und wenig Einfluss auf den Arbeitsprozess sowie geringe Wertschätzung überdurchschnittlich häufig psychische Erkrankungen. Diese treten gehäuft in Dienstleistungsbranchen auf, im Sozial- und Gesundheitswesen, in der Telekommunikation und in öffentlichen Verwaltungen.
Mehr noch als berufliche Belastungen führt jedoch nach Angaben der BPtK der Verlust des Arbeitsplatzes zu psychischen Erkrankungen. Arbeitslose sind drei- bis viermal so häufig psychisch krank wie Erwerbstätige. Die beiden Krankenkassen GEK und BKK berichten, dass Arbeitslose besonders häufig wegen Alkoholabhängigkeit und Depressionen in Krankenhäusern behandelt werden. Arbeitslosigkeit verursacht deutlich häufiger psychische Erkrankungen, als dass Arbeitnehmer umgekehrt infolge einer bestehenden psychischen Erkrankung ihre Arbeit verlieren. Arbeitslosigkeit ist damit ein gravierendes Risiko für die psychische Gesundheit.
Arbeitslosigkeit und Gesundheit ist für den Kooperationsverbund „Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten“ eines der Schwerpunktthemen. Informationen dazu finden Interessierte auf dieser Homepage, im Bereich „Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen“. Hier finden Sie eine Liste mit Projekten, die sich mit der Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen befassen und die der Kooperationsverbund als Good Practice identifiziert hat.