08.10.2019
Teil 1 der Reihe "Kinderrechte ganz praktisch"
Das Kinder- und Jugendbeteiligungsbüro im Interview
Schlagwörter:Jugendliche, Kinder, Kinderrechte, Kinderschutz
Wie können Sie die Rechte von Kindern und Jugendlichen in Ihrer täglichen praktischen Arbeit stärken?
Das ist ein weites Feld. Das Kinder- und Jugendbeteiligungsbüro Marzahn-Hellersdorf
(M-H) im Humanistischen Verband Deutschlands, Landesverband Berlin - Brandenburg KdöR (HVD BB KdöR)ist für den Bezirk Marzahn-Hellersdorf beauftragt, Kinder- und Jugendbeteiligung zu unterstützen und in die Politik und Verwaltung zu tragen. Kinder- und Jugendbeteiligung ist in den UN-Kinderrechten eine wichtige Säule für die Verwirklichung der Rechte und oft auch enthalten in den anderen Säulen wie Schutz und Förderung von Kindern und Jugendlichen. Kinder- und Jugendbeteiligung ist also Querschnittsaufgabe.
D.h., alle Ämter- und politische Beschlüsse müssten auf die Notwendigkeit von Kinder- und Jugendbeteiligung geprüft werden.
Das Kinder- und Jugendbeteiligungsbüro M-H arbeitet in drei Bereichen, um Kinder- und Jugendbeteiligung zu stärken.
Zum einen gibt es die praktische Ebene: Projekte wie die Kinder- und Jugendjurys, die Kinderversammlung bei der Bezirksbürgermeisterin, Spielplatzbeteiligungsprojekte und natürlich den Hingucker - ein mediales Projekt von Kindern und Jugendlichen zum Thema Kinder- und Jugendrechte.
Auf einer zweiten Ebene arbeiten wir mit Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zusammen, beraten, bilden fort, wecken Interesse und sensibilisieren für das Thema für die tägliche Arbeit vor Ort.
In der dritten Ebene sind wir in politischen sowie verwalterischen Gremien vertreten und begleiten Veranstaltungen mit der kommunalen Politik und Verwaltung, um auch hier das Thema zu setzen. Im Idealfall verschränken sich die Ebenen, wie zum Beispiel bei der Kinderversammlung.
Wie werden Kinder und Jugendliche bei Ihnen über ihre Rechte informiert?
Wir veranstalten Workshops in Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen zum Thema Kinderrechte, die Hingucker>Kinder entwickeln die Hingucker> Kampagnen für Kinderrechte für andere Kinder und Jugendliche. Die Plakate sind an vielen Kinderorten ausgestellt. Zudem gibt es die Filme im Netz zu sehen.
An welche Grenzen geraten Sie, wenn Sie kleine Kinder, bspw. 4-Jährige, beteiligen wollen?
Unsere Zielgruppe ist im Alter von 6 bis 21 Jahren, erweitert bis 27 Jahre. Wir haben bereits Beteiligungsprojekte mit kleineren Kindern durchgeführt (Bewegte Wege im Quartier). Das funktionierte ebenfalls sehr gut, bei kreativen Methoden und einem klar abgesteckten Rahmen der Beteiligung.
Spielt die Festschreibung der Kinderrechte, bspw. In Form der UN-Konvention oder zukünftig im Grundgesetz, für Ihre praktischen Bemühungen eine Rolle?
Natürlich. Der Stellenwert wird ein anderer sein und Kinder- und Jugendbeteiligung als Querschnittsaufgabe stärker akzentuiert. Das ist dann kein kleines Gebiet mehr, welches es zufällig ins GG geschafft hat. Ich bin mir sicher, dass die gesamte Gesellschaft davon profitiert. Denn aus Kindern und Jugendlichen werden Erwachsene, die gelernt haben, ihre Interessen zu formulieren und auch andere Interessen gelten zu lassen. Sie werden demokratischer und gerechter sein. Das Kinder- und Jugendbeteiligungsbüro profitiert 2020 hoffentlich von dem neuen Berliner Jugendförder- und Beteiligungsgesetz, das in den Bezirken und auf Landesebene einen Ausbau von Beteiligungsstrukturen vorsieht.
Frauke Groner, Kinder- und Jugendbeteiligungsbüro Marzahn-Hellersdorf
des Humanistischen Verband Deutschlands