21.03.2014
VON ANFANG AN GEMEINSAM - Startphase kommunaler Strategien für ein gesundes Aufwachsen
Der kommunale Partnerprozess „Gesund aufwachsen für alle!“ 2013/2014
Frank Lehmann, Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP)
Schlagwörter:Broschüre, Kommunen, Partnerprozess
Vor zehn Jahren konnte die BZgA gemeinsam mit einigen Partnerorganisationen aus Bund und Ländern den Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit initiieren. Was in vergleichsweise kleiner Runde begann, hat sich zu einem echten Zukunftsmodell entwickelt. Mittlerweile sind Akteurinnen und Akteure aus 60 Organisationen im Verbund dabei: die drei kommunalen Spitzenverbände, alle großen Verbände der gesetzlichen Krankenversicherung, die Wohlfahrtsverbände, alle Landesvereinigungen für Gesundheit, die Nationale Armutskonferenz, die Bundesagentur für Arbeit, der Deutsche Olympische Sportbund und viele mehr. Der Kooperationsverbund setzt sich bundesweit für die soziallagenbezogene Gesundheitsförderung vor allem bei Kindern, arbeitslosen sowie älteren Menschen ein und fördert konkret die Vernetzung der Partner untereinander. Indem kontinuierlich neue Partner aus verschiedenen Handlungsfeldern eingebunden wurden, konnten sich neue Arbeitsstrukturen und Projekte entwickeln. Das ist ein wichtiger Prozess, um die Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit zunehmend flächendeckend zu gewährleisten.
Vor gut zwei Jahren hatten wir aus der Praxis vor Ort so viel Wissen über gute Qualität und erfolgreiche Koordinierung der Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern gesammelt, dass wir uns bereit sahen, den kommunalen Partnerprozess „Gesund aufwachsen für alle!“ zu starten. Aus dem Praxiswissen konnten Handlungsempfehlungen zusammengestellt und konsentiert werden, die uns jetzt wiederum als Grundlage für die Weiterentwicklung der Arbeit dienen. Die teilnehmenden Kommunen zeichnen sich dadurch aus, dass sie vernetzte Strukturen zur Förderung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen aufbauen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lernen dabei voneinander, wie sie ihre Ämter und Institutionen so vernetzen können, dass Familien mit Kindern in unterschiedlichen Lebensphasen notwendige Angebote erhalten, die zu besseren Gesundheitschancen führen.
Der Partnerprozess gewinnt kontinuierlich Unterstützer und Kommunen, die sich beteiligen wollen. Die integrierten kommunalen Strategien sind unter dem Stichwort „Präventionskette“ viel diskutiert. So konnten wir für die aktuelle Broschüre VON ANFANG AN GEMEINSAM - Startphase kommunaler Strategien für ein gesundes Aufwachsen eine ganze Reihe äußerst anschaulicher Beispiele zusammenstellen: Wie haben die Kommunen eigentlich angefangen? Welches waren ihre ersten Schritte?
Bevor man einen solchen Prozess startet, der in der Gemeinde, dem Kreis oder der größeren Stadt in der Anfangsphase ja einigen zusätzlichen Aufwand bedeutet, steht die Frage: Warum sollten wir das eigentlich tun? Was ist der Gewinn?
- Aus Dormagen, dem bundesweit bekannten Vorreiter in Sachen Präventionskette, wird seit 2006 ein deutlicher Rückgang der Inobhutnahmen und der Sorgerechtsentzüge mitgeteilt. Konstant geben die Kolleginnen und Kollegen seit einigen Jahren wieder: Fast alle Familien mit neugeborenen Kindern empfangen die Jugendamts-Mitarbeitenden (freiwillig!) zum Willkommensbesuch; Elternkompetenztrainings werden in hohem Maße in Anspruch genommen.
- Aus der Stadt Kassel wird berichtet, dass das Kooperationsnetz „Willkommen von Anfang an“, das 2009 gestartet wurde, immer noch kontinuierlich wächst. Hier haben sich 2012 bereits 92 Prozent der Familien mit erstgeborenen Kindern einen Willkommensbesuch ausdrücklich gewünscht.
- Die Stadt Braunschweig entschloss sich 2013, ihre bisherigen Bemühungen noch zu verstärken. Nachdem man dort seit 2007 die Prävention von Kinder- und Familienarmut intensiv betreibt und mit dem Präventionsnetzwerk und seinem Beirat, einem Schulkostenfonds und vielen gut abgestimmten Maßnahmen zu einem weiteren bundesweiten Vorbild geworden ist, richtete die Stadt nun eine zusätzliche „Koordinierungsstelle Kinderarmut“ ein - aus kommunalen Mitteln!
Bundesweit können wir beobachten, dass Bundesländer, Kommunen und Krankenkassen ebenso wie die BZgA immer stärker in die Gesundheitsförderung und Prävention in Settings und in deren Strukturen und Koordination investieren. Die Förderung von Projekten und Maßnahmen wird immer besser aufeinander abgestimmt. Der SprecherInnenrat des Gesunde Städte-Netzwerks bezeichnete diese Veränderung Ende 2013 bereits optimistisch als einen Paradigmenwechsel.
Die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen sowie ihrer Eltern ist uns diese Bemühungen wert.
Die Broschüre VON ANFANG AN GEMEINSAM - Startphase kommunaler Strategien für ein gesundes Aufwachsen können Sie hier (als PDF-Datei 4,9MB) herunterladen.
Sie können die gedruckte Broschüre kostenfrei per Email bei der Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes bestellen.