05.01.2012
Von Empfehlungen zur Praxis
Dokumentation des 9. Jahrestreffens nun online!
Claus Weth, bis Ende 2015: Gesundheitsamt Münster
Niels Löchel, MPH / M.A., bis Februar 2019: Gesundheit Berlin-Brandenburg
Schlagwörter:Handlungsempfehlungen, Kommentar, Netzwerk, Partnerprozess
Am 30. November 2011 hat der Kooperationsverbund „Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten“ die Handlungsempfehlungen „Gesundheitschancen von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen nachhaltig verbessern!“ veröffentlicht. Damit es nicht bei den Empfehlungen bleibt, initiiert der Kooperationsverbund einen gemeinsamen Erfahrungsaustausch auf kommunaler Ebene. Dieser Partnerprozess knüpft an die im Verbund formulierten sieben Handlungsempfehlungen an und wird deren Umsetzung in einem langfristig angelegten Prozess begleiten und unterstützen.
Mit den Handlungsempfehlungen haben die 55 Partner im Kooperationsverbund eine fachliche Basis geschaffen, die Ansatzpunkte und mögliche Strategien zur Stärkung der Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Familien in belasteten Lebenslagen formuliert. Die Empfehlungen wurden über einen Zeitraum von 18 Monaten in enger Zusammenarbeit von ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis entwickelt. Sie nutzen darüber hinaus das Erfahrungswissen aus über 50 Good Practice-Angeboten und strukturieren es in sieben handlungsleitende Empfehlungen - für eine konkrete und praxisnahe Umsetzung.
Viele Kommunen haben sich bereits auf den Weg gemacht, kommunale Konzepte und Strategien vor Ort passgenau zu entwickeln und umzusetzen. Sei es der Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf, der aktuell eine Präventionskette aufbaut oder die Stadt Braunschweig, wo das kommunale Präventionsnetzwerk seit vier Jahren die Folgen von Kinderarmut, auch die gesundheitlichen, unter dem Motto „Jedes Kind ist willkommen, jedes Kind ist wichtig“, bekämpft. Es wird deutlich: An erfolgreichen oder erfolgversprechenden Ansätzen mangelt es nicht, eher an deren Übertragung in andere Kommunen.
Der kommunale Partnerprozess „Gesund Aufwachsen für alle!“, initiiert und unterstützt von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), den kommunalen Spitzenverbänden und dem Gesunde Städte-Netzwerk, möchte diese noch bestehende Lücke füllen. Dabei geht es um einen gemeinsamen Erfahrungsaustausch und Lernprozess über die Umsetzung der Handlungsempfehlungen. Wie kann die Beteiligung über alle Lebensphasen hinweg gestärkt werden? Welche Konzepte haben funktioniert, welche sind gescheitert? Wen muss ich in meine konkreten Planungen mit einbeziehen? Die Möglichkeiten der Umsetzungen hängen eng an örtlichen Begebenheiten, Strukturen und Voraussetzungen. Eine passgenaue Antwort für alle Kommunen kann es nicht geben. Umso wichtiger ist der Austausch darüber, bei welchen Kommunaltypen was gut funktioniert und wo noch Verbesserungsbedarf besteht.
Grundsätzlich richtet sich der Partnerprozess nicht nur an Kommunen, die bereits über ausdifferenzierte Strukturen für die Gesundheitsförderung verfügen, sondern auch an diejenigen, die sich auf den Weg hin zu einem kommunalen Gesamtkonzept machen möchten. Im Kern geht es darum, allen Familien entwicklungsbegleitende Unterstützungsangebote zu machen und insbesondere die Verzahnung von gesundheitsförderlichen Angeboten an den Übergängen der Entwicklung der Kinder zu Jugendlichen und Erwachsenen bedarfsgerecht zu gestalten.
Als bundesweiter Zusammenschluss von Institutionen und Organisationen in der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung bietet der Kooperationsverbund den fachlichen Rahmen und unterstützt den kommunalen Partnerprozess als Schnittstelle zwischen Praxis, Wissenschaft und politischer Entscheidungsebene. Die Regionalen Knoten in den Bundesländern bieten zudem Unterstützung beim Zugang in den Partnerprozess an.
Zentrales Element ist eine Onlineplattform auf der Website www.gesundheitliche-chancengleichheit.de, die den Partnerprozess transparent und nachvollziehbar macht und die notwendige Infrastruktur zum Austausch, zur Darstellung, Dokumentation sowie Evaluation des gemeinsamen Lernprozesses bereit stellt. Personen und Kommunen können dort ihre Inhalte einstellen, gemeinsam bearbeiten, recherchieren und Kontakt aufnehmen. Diese Online-Werkzeuge werden in enger Abstimmung mit den teilnehmenden Kommunen entwickelt, um einen passgenauen, erfolgreichen und gemeinsamen Weg zu beschreiten.
Eine ausfürliche Dokumentation des 9. Kooperationstreffens, das am 30. November 2011 stattfand, finden Sie hier. Auf den entsprechenden Seiten finden Sie auch den Redebeitrag von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann - „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“.