16.09.2019
"Wegeweiser" für Kinder- und Jugendgesundheit veröffentlicht
Geschäftsstelle Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit
Schlagwörter:Arbeitshilfen, Jugendliche, Kinder
Wie können Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern und Jugendlichen weiter gestärkt werden? Auf Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit wurde dieser Frage nachgegangen und im Interesse der Kinder und Jugendlichen gemeinsam mit vielen Engagierten auf Bundes- und Landesebene ein Fachdialog ins Leben gerufen. Das Ergebnis: Der „Wegeweiser zum gemeinsamen Verständnis von Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland“, der Akteurinnen und Akteure bei ihrer Arbeit unterstützen und die Zusammenarbeit fördern soll.
Der Fachdialog sollte die Einbindung zentral Beteiligter aus Wissenschaft, Praxis und Politik mit dem Ziel sicherstellen, die Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien in Deutschland nachhaltig zu stärken und gesundheitliche Chancengleichheit herzustellen.
Beteiligt waren unter anderem Vertreterinnen und Vertreter des Gesundheitswesens, der Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwissenschaften sowie der Familien-, Kinder- und Jugendhilfe. Auch der Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit, vertreten durch seine Geschäftsstelle, sowie viele Mitgliedsorganisationen des Verbundes haben sich an der Erarbeitung des „Wegeweisers" beteiligt.
Auf Grundlage eines gemeinsamen Verständnisses aller Beteiligter von Gesundheitsförderung und Prävention bei Heranwachsenden in Deutschland wurde als erstes Ergebnis der „Wegeweiser“ formuliert. Er ist als akteurs-, themen- und lebensweltübergreifend zu verstehen. Die in zentralen Eckpunkten gebündelten Ergebnisse bieten den unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren eine erste Orientierung auf dem Gebiet der Kindergesundheit, sollen in beruflichen Kontexten hilfreich sein und zu einer stärkeren Zusammenarbeit und Vernetzung der beteiligten Akteure beitragen.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Gesundheitsförderung und Prävention mit Kindern und Jugendlichen kommunal verankert und ein fester Bestandteil kommunaler Gesamtkonzepte sein sollen. Dabei wird die Familie als zentrale Lebenswelt und eigenständiges Handlungsfeld für Prävention und Gesundheitsförderung herausgestellt.
Die Eckpunkte stimmen im Wesentlichen mit den Good Practice-Kriterien des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit überein. Empowerment und Partizipation als zentrale Qualitätsmerkmale werden an mehreren Stellen betont. Auch an dem Grundanliegen der Partner des Kooperationsverbundes wird kein Zweifel gelassen: „Gesundheitsförderung und Prävention zielen immer auf die Ermöglichung und Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen (und ihren Familien) (…) ab.“ (Hervorhebungen durch die Verfassenden dieses Artikels)
Die zehn Eckpunkte im Detail:
- Die Aktivitäten in der Gesundheitsförderung und Prävention orientieren sich an den internationalen Standards der WHO und UN sowie an nationalen Standards. Die zentralen Referenzdokumente sind: die Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung und der Health in All Policies-Ansatz der WHO, die UN-Kinderrechtskonvention und die UN-Behindertenrechtskonvention, die nationalen Gesundheitsziele, insbesondere „Gesund aufwachsen“ und „Gesundheit rund um die Geburt“, der Kinder- und Jugendbericht sowie die einschlägigen Regelungen in nationalen Gesetzen und Richtlinien, insbesondere die Sozialgesetzbücher sowie die Bundesrahmenempfehlungen der Nationalen Präventionskonferenz und die mit den Bundesländern abgeschlossenen Landesrahmenvereinbarungen (diese Auflistung ist exemplarisch und nicht abschießend zu verstehen).
- Gesundheitsförderung und Prävention, die Kinder, Jugendliche und ihre Familien bzw. deren Bezugspersonen adressieren, sind lebensweltübergreifend und kommunal verankert. Sie müssen sich regelmäßig den sich ändernden Bedingungen anpassen und nachhaltig weiterentwickeln und zielen auf die Befähigungsgerechtigkeit (Empowerment) und gesundheitliche Chancengleichheit ab.
- Eine langfristige (auch strukturelle) Verankerung unter Nutzung der Potenziale vorhandener Strukturen, Expertisen und Kompetenzen schafft die Voraussetzungen für eine nachhaltige Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen und ein Klima des Voneinanderlernens.
- Gesundheitsförderung und Prävention als feste Bestandteile eines kommunalen, integrierten Gesamtkonzepts sollten sich an den Potenzialen, den Gesundheitsbedürfnissen und dem Wohlbefinden im Lebenslauf der Kinder/Jugendlichen sowie deren Familien/Bezugspersonen orientieren (salutogenetischer Ansatz).
- Gesundheitsförderung und Prävention zielen - neben anderen Aspekten - im Sinne eines weiten Inklusionsverständnisses auf jegliche Diversität aller Kinder und Jugendlichen, auch chronisch kranker, behinderter, belasteter und/oder psychisch auffälliger Kinder und Jugendlicher, und entsprechende Teilhabe ab.
- Als erster zentraler Sozialisationsort für Kinder und Jugendliche im Lebenslauf hat Familie einen direkten Einfluss auf die Prävention von gesundheitlichen Risiken im Kindes- und Jugendalter, weshalb die ‚Familiäre Gesundheitsförderung‘ als eigenständiges Handlungsfeld der Gesundheitsförderung und Prävention bedeutsam ist.
- Für eine Ermöglichung eines gesunden Lebensalltages für Kinder und Jugendliche bedarf es neben fachlichen und strukturellen Ressourcen (normativ verankerte Kooperationsgebote) auch inter- und transdisziplinär getragener Veränderungen in den Lebenswelten.
- Kinder und Jugendliche sind in den Mittelpunkt der Planung, Implementierung und Evaluierung von Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention zu stellen; sie sind in angemessener Weise zu beteiligen (Partizipation). Ziel dabei ist, die Rahmenbedingungen für möglichst große Gesundheitskompetenz zu schaffen.
- Gesundheitsförderung und Prävention zielen immer auf die Ermöglichung und Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen (und ihren Familien) an den für sie relevanten Sozialisationsorten unter Berücksichtigung sensibler Übergangsphasen ab.
- Nachhaltige Gesundheitsförderung und Prävention für Kinder und Jugendliche schließt die Kompetenzentwicklung und Professionalisierung der Akteurinnen und Akteure (Aus- und Fortbildung) sowie das Systemlernen ein.