27.10.2015
Werkstatt "Vernetzung"
Was macht gute Netzwerkarbeit aus?
Petra Hofrichter, Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Hamburg
Katharina Ehmann, Hamburgische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAG)
Schlagwörter:Partnerprozess, Qualität, Qualitätsentwicklung, regionale Akteure, Werkstatt Quartier
Was macht gute Netzwerkarbeit aus? Wie kann die Zusammenarbeit in den Netzwerken in Hohenhorst gestärkt werden? Diese Fragen standen im Fokus der „Werkstatt Vernetzung“, die am 28. September 2015 im Haus am See im Hamburger Stadtteil Hohenhorst durchgeführt wurde. Eingeladen hatte der Koordinierungsbaustein Gesundheitsförderung (KoBa) Hohenhorst mit Unterstützung der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAG). Die Werkstatt wurde im Rahmen des Partnerprozesses „Gesund aufwachsen für alle!“ gefördert und von der Techniker Krankenkasse finanziell unterstützt. Zielgruppe der Veranstaltung waren Mitglieder des Arbeitskreises Hohenhorst aus den Bereichen Gesundheit, Soziales, Stadtentwicklung und Bildung.
Die Werkstatt Vernetzung sollte den Akteurinnen und Akteuren aus Hohenhorst die Möglichkeit geben, sich über ihrer bisherigen Erfahrungen in der Netzwerkarbeit auszutauschen und gemeinsam an einer Weiterentwicklung des Netzwerkes zu arbeiten.
Ressourcen effektiv für die Netzwerkarbeit einsetzen
Denn: Kommunale Netzwerke benötigen praxisorientierte Informationen und Empfehlungen für die eigene Netzwerkorganisation, um die an sie gestellten Anforderungen erfüllen zu können. Bestehende Netzwerke im Quartier müssen einer Vielzahl von Zielgruppenbedarfen, zu vernetzenden Angeboten und Akteurinnen bzw. Akteuren gerecht werden. Gleichzeitig sind in Hamburg viele Programme, Strategien und Angebote sozialräumlich orientiert angelegt. D.h. der Großteil der Fachleute findet sich in Netzwerken wieder - häufig mit den gleichen Mitstreiterinnen und Mitstreitern.
Trotzdem ist die Netzwerkarbeit in der Regel nicht die Hauptaufgabe der professionell beteiligten Akteurinnen und Akteure, sondern wird zusätzlich geleistet. Daraus entsteht der Bedarf die begrenzten Ressourcen für die Netzwerkarbeit gut einzusetzen und aufeinander abzustimmen, um eine gelingende Zusammenarbeit der Akteure im Stadtteil zu erreichen.
Doch welche Anforderungen bestehen hinsichtlich guter Netzwerkarbeit im Quartier? Welche strukturellen Rahmenbedingungen sind dafür notwendig? Wie kann die Zusammenarbeit durch geeignete Methoden unterstützt und die Qualität der Netzwerkarbeit gesichert werden?
Sicherung von Qualität im Netzwerk
Dr. Birgit Böhm vom nexus Institut für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung Berlin gab im Rahmen eines Vortrags und der beratenden Begleitung der Werkstatt Impulse und Empfehlungen zu diesen Fragestellungen. In ihrem Vortrag führte Birgit Böhm unter anderem unterschiedliche Netzwerktypen und die Relevanz von Netzwerken aus, beschrieb Kriterien für gelingendes Netzwerkhandeln und benannte folgende Punkte zur Sicherung von Qualität:
- wichtigsten Bedarf und bedürftigste Zielgruppen ermitteln,
- wenige, konkrete, überprüfbare, für alle Akteurinnen und Akteure nützliche und allein nicht erreichbare (Gesundheits-) ziele aus dem ermittelten Bedarf ableiten,
- überprüfen, welche Akteurinnen und Akteure und Mittel ergänzend gebraucht werden,
- Angebote, Ressourcen und Kapazitäten wirtschaftlich bündeln,
- notwendige und einzubringende Ressourcen definieren und verbindlich schriftlich vereinbaren, Belastung und Nutzen fair verteilen,
- Entscheidungszuständigkeiten und Abstimmungsformen eindeutig festlegen,
- gemeinsames Handeln durch Öffentlichkeitsarbeit kommunizieren,
- Verabredungen für Krisen-/Konfliktmanagement treffen,
- durch Feedback- und Bilanzphasen den Erfolg der Netzwerkarbeit überprüfen,
- Kooperationsklima durch gemeinsame Aktivitäten pflegen
Bestehendes visualisieren und gemeinsam reflektieren: Entwicklung einer Netzwerkkarte
Die gemeinsame Erstellung einer Netzwerkkarte bildete den Einstieg und die Grundlage, sich ein Bild über die bereits bestehenden Netzwerke in Hohenhorst zu verschaffen. Die Akteurinnen und Akteure fanden sich hierzu in Zweiergruppen zusammen und befragten sich gegenseitig zu ihrer Person und Institution sowie ihren konkreten Aktivitäten und Projekten im Stadtteil Hohenhorst. Die anschließende Visualisierung auf einer Wandzeitung durch Verbindungslinien zwischen den einzelnen Personen und ihren Aktivitäten verdeutlichte zum einen eine große Vielfalt an bestehenden Kooperationen, zum anderen wurden thematische Schwerpunkte der Netzwerkarbeit in Hohenhorst sichtbar.
Auf Basis der entwickelten Netzwerkkarte und des theoretischen Inputs der Referentin wurden die Akteurinnen und Akteure dazu eingeladen, ihre bisherigen Erfahrungen in der Netzwerkarbeit in Kleingruppen zu reflektieren und sich über zukünftige Aktivitäten und die mögliche Ausgestaltung der Zusammenarbeit insbesondere in Bezug auf den AK Hohenhorst auszutauschen.
Die Darstellung der Ergebnisse und abschließende Diskussion im Plenum zeigte, wie wichtig die Verständigung über eine gemeinsame Vision der Zusammenarbeit und die Formulierung konkreter Ziele für das Netzwerk sind. Für die Akteurinnen und Akteure ergab sich daraus das Vorhaben, im nächsten Schritt das Profil des AK Hohenhorst zu schärfen und sich über die künftigen Aufgaben des Netzwerks zu verständigen. Im Rahmen der Werkstatt entstand so der Wunsch nach der Weiterentwicklung des Austauschforums zum Arbeitsgremium mit thematischen Schwerpunkten wie beispielsweise der Schaffung einer Willkommenskultur in Bezug auf die im Stadtteil lebenden Flüchtlinge. Am Ende wurde vor allem auch eines deutlich: Der Blick von oben bringt viel in Bewegung und zeigt vorhandene Potenziale auf.