14.02.2013
Wie kann Gesundheitsberichterstattung in der Kommune gelingen?
Fortbildung für Mitarbeiter des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in Thüringen am 04.02.2013
Uta Maercker, Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen AGETHUR
Schlagwörter:Kommunen, Partnerprozess, Praxis, Präventionsketten, Strukturaufbau
Im Rahmen des im Jahr 2007 ins Leben gerufenen Thüringer Gesundheitszieleprozess werden im Zielbereich „Entwicklung bedarfsgerechter und qualitätsgesicherter Angebote und Strukturen der Gesundheitsförderung“ über die erarbeiteten Ziele und Strategien Rahmenbedingungen entwickelt, die eine Verankerung von Gesundheitsförderung auf kommunaler Ebene unterstützen sollen. Schwerpunkte sind hierbei u.a. die Etablierung eines integrierten Berichtssystems auf kommunaler Ebene und die Förderung kommunaler Vernetzungsprozesse.
Um gesundheitsfördernde Handlungsstrategien auf kommunaler Ebene entwickeln zu können, sollten zunächst differenzierte Problem- und Bedarfslagen bestimmt werden. Die dafür erforderlichen Daten kann die Gesundheitsberichterstattung liefern. Eine integrierte Sichtweise geht vom Konzept der Determinanten für Gesundheit aus, bindet die Informationen aus anderen Handlungs- und Politikfeldern systematisch in die Berichterstattung ein und bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für die Entwicklung politischer Handlungskonzepte. Mit der Öffnung der Gesundheitsberichterstattung hin zu einer Integrierten Gesundheitsberichterstattung soll die Praxisrelevanz von Berichterstattung durch die Zusammenführung von Informationen aus unterschiedlichen Fachbereichen einer Kommune und damit verbunden durch die Perspektive auf Verursachungszusammenhänge gestärkt werden. Planungsprozesse in den Kommunen können bedarfsgerecht und zielgruppenspezifisch erfolgen.
Ziel der Veranstaltung war es, Mitarbeiter des Öffentlichen Gesundheitsdienstes aus Thüringen für o.g. Zusammenhänge zu sensibilisieren. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Umsetzung des Partnerprozesses „Gesund Aufwachsen für alle!“ statt und legte in diesem Kontext neben grundlegenden Aspekten der Gesundheitsberichterstattung auch einen Schwerpunkt auf Aufbereitung und Nutzung der vorliegenden Daten zur Kinder- und Jugendgesundheit für Planungs- und Steuerungsprozesse auf kommunaler Ebene zur Verbesserung der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen.
Folgende Inhalte wurden im Rahmen der Fortbildung, die von Frau Dr. Starke von der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf geleitet wurde, bearbeitet:
- Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung
- Schnittstellen zu anderen Gebieten (Soziologie, Bildung, Politik, Umwelt)
- Gesundheitsberichterstattung Bund/Länder/Kommunen (Rahmenbedingungen, Gesetze, Indikatoren, Datenquellen, Datenhalter)
- Kriterien für einen Gesundheitsbericht
Die Teilnehmer aus unterschiedlichen Bereichen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes diskutierten, wie eine Gesundheitsberichterstattung nach fachlichen Maßstäben mit den knappen Ressourcen im Öffentlichen Gesundheitsdienst zu realisieren ist. Um die Berichterstattung als Planungsgrundlage verankern zu können, wurde die Kommunikation der Inhalte an die politischen Entscheider auf kommunaler Ebene als sehr wichtig angesehen. Gleichzeitig stellt diese Notwendigkeit eine große Herausforderung dar, da Sprache, Intention und Ausgestaltung der Berichte auf einen Nenner gebracht werden müssen.
Aktuell haben sich in Thüringen einige (wenige) Kommunen auf den Weg gemacht, Gesundheitsberichterstattung mit dem Fokus auf planungsrelevante Inhalte und den Blick in Richtung (Integrierte)Gesundheitsberichterstattung zu etablieren. Deutlich wurde, dass über den Thüringer Gesundheitszieleprozess dem Thema perspektivisch mehr Gewicht gegeben werden muss sowohl in der Zusammenarbeit mit den Fachressorts als auch den politischen Entscheidern. Die beteiligten Gesundheitsämter brachten Unterstützungsbedarf bei der Etablierung der Gesundheitsberichterstattung aber auch den Wunsch, sich zu dem Thema auszutauschen und eigene Berichte im kollegialen Austausch zu reflektieren und weiterzuentwickeln, zum Ausdruck.
Deutlich wurde im Rahmen der Veranstaltung aber auch, dass erst eine solide Gesundheitsberichterstattung den Grundstein legt um dann im innerkommunalen Austausch mit den anderen Ressorts Integrierte Berichte entwickeln zu können. Die Arbeit im Partnerprozess soll in Thüringen auch dafür genutzt werden, Kommunen hierfür die notwendige Unterstützung und Begleitung zu geben.