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Angebotsdarstellung

Interkulturelle und türkischsprachige Ambulanz

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

Zielstellung des Projektes:

1) Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung von türkeistämmigen Migranten durch Steigerung der Inanspruchnahme mittels Abschaffung von Zugangsbarrieren
2) Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung von Migranten aus anderen Kulturkreisen
3) Prävention der Chronifizierung psychischer Erkrankungen von türkeistämmigen Migranten sowie von Migranten aus anderen Kulturkreisen
4) interkultureller Konsildienst
5) versorgungswissenschaftliche Begleitung und Wissenstransfer

Inhalt und Methode des Projektes:

Ad 1)
►spezielle Behandlungsangebote für türkischsprachige Migranten:
- muttersprachliche Diagnostik in türkischer Sprache
- muttersprachliche ambulante Gruppentherapie für türkeistämmige Frauen (fortlaufend 20 ambulante Behandlungsplätze); (gemischte Gruppen in Planung)
- muttersprachliche Psychoedukation in türkischer Sprache zu psychischen Erkrankungen und deren Behandlung (auch Aushändigung von Informationsmaterialien in türkischer Sprache)
- andere muttersprachliche Behandlungsangebote in türkischer Sprache (Familien- und Paartherapie, führend-stützende Kriseninterventionen)
►Kooperation mit Allgemeinärzten, Psychiatern, Neurologen, ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten

Ad 2)
►Vermittlung von Psychotherapeuten aus anderen Kulturkreisen durch Erstellung und Veröffentlichung (Internet und Intranet) von Adressenlisten von fremdsprachigen Psychotherapeuten, spezialisierten Beratungsstellen sowie Kliniken mit migrationsspezifischen Behandlungsangeboten
►in Anlehnung an das sehr effektive und effiziente Versorgungsprojekt türkeistämmiger Migranten (= größte Migrantengruppe) wird ebenfalls eine psychologische Sprechstunde für polnischsprachige Migranten (= zweitgrößte Migrantengruppe im Stadtbezirk Essen) in der Interkulturellen Ambulanz mit folgenden psychologischen/psychosomatischen Leistungen in polnischer Sprache angeboten:
- Diagnostik
- Unterstützung bei der Kontaktaufnahme/Vermittlung anderer polnischsprachiger Spezialisten (Psychiater, Psychotherapeuten, Neurologen)
- stützende Gespräche
- Psychoedukation
- Krisenintervention.

Es sind auch muttersprachliche psychologische Behandlungsangebote in spanischer und englischer Sprache möglich.

Ad 3)
►Prävention der Chronifizierung psychischer Erkrankungen von Migranten durch frühzeitige Erkennung und Behandlung (siehe 1 und 2)
►Kooperation mit dem Gesundheitsamt Essen (Arbeitskreis „Migration und Gesundheit“), im Rahmen des Verbundprojektes Migration mit der LVR-Klinik Köln, mit der AWO-Beratungsstelle in Lüdenscheid, der Jugendberatungsstelle der Stadt Essen, dem Verein zur interkulturellen Beratung und Betreuung im Gesundheitsbereich von Essen und dem Ruhrgebiet e.V. (ViBB Essen e.V.), dem Verein zur Förderung der zeitgemäßen Lebensweise, Kreis Münsterland e.V., der Gesellschaft für türkischsprachige Psychotherapie und psychosoziale Beratung (GTP, früher AKTPT), dem türkischen Generalkonsulat in Essen, den Moscheen-Vereinen in Essen. Vortragsreihe in Moscheen und Integrationskursen zum Thema „Migration und psychische Gesundheit“, die Migranten auf die muttersprachlichen Therapieangebote aufmerksam macht und ihnen den Zugang zu der interkulturellen Ambulanz erleichtert.

Ad 4)
►Einheimische Psychiater und Psychotherapeuten können Patienten in kulturspezifischen Konfliktsituationen der Interkulturellen Ambulanz vorstellen und erhalten einen ausführlichen Bericht zu interkulturellen Hintergründen der Konfliktproblematik. Auf diese Art und Weise können interkulturelle Missverständnisse in der Psychotherapie und Therapieabbrüche vermieden werden.

Ad 5)
►wissenschaftliche Untersuchung relevanter Fragestellungen und Publikation in Fachzeitschriften und Lehrbüchern → relevante Themen:
- Besonderheiten in der Diagnostik der biographischen Anamnese
- notwendige Modifizierung der therapeutischen Methode
- interkulturelle Öffnung
- Validierung psychometrischer Instrumente

Hauptergebnisse und Produkte des Projektes bzw. welche sind zu erwarten:

Ad 1)
►Es wurde eine bemerkenswerte Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung von türkeistämmigen Migranten in Essen und der Essener Umgebung erreicht. Bereits 2 Jahre nach der Implementierung des Versorgungsprojektes nahm die Zahl der türkeistämmigen Patienten in der Ambulanz der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Essen von 3-6 auf ca. 100 pro Jahr zu (seit 2002 ca. 150-250 jährlich) und entspricht seitdem etwa dem Bevölkerungsanteil türkeistämmiger Migranten im Stadtbereich Essen. Seit der Etablierung des Versorgungsprojektes im Jahre 1995 haben schon mehr als 1700 türkeistämmige Patienten die Behandlungsangebote der Interkulturellen Ambulanz in Anspruch genommen.
►Die muttersprachliche ambulante Gruppentherapie für türkeistämmige Frauen trägt nicht nur zur psychischen Stabilisierung und Förderung individueller Bewältigungsressourcen der türkeistämmigen Migrantinnen bei, sondern ebenfalls zu ihrer besseren sozialen Integration in die deutsche Gesellschaft und schließlich in den Arbeitsmarkt.

Ad 2)
erwartete Ergebnisse: Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung von polnischsprachigen Migranten in Essen und der Essener Umgebung.

Ad 3)
►Auch dank der Kooperation mit niedergelassenen Allgemeinärzten, Psychiatern, Neurologen, Psychotherapeuten sowie psychosozialen und religiösen Einrichtungen werden türkeistämmige Patienten in einem noch nicht fortgeschrittenen Stadium der psychischen Erkrankung erreicht. Nach Diagnosestellung (einschließlich psychometrischer Instrumente) werden die Patienten zeitnahe einer adäquaten Behandlung zugeführt. Für Patienten mit nicht ausreichenden Deutschkenntnissen bestehen bei niedergelassenen muttersprachlichen Therapeuten Wartezeiten von bis zu einem Jahr und länger. Um dieser Minderversorgung entgegenzuwirken, wurden zwei ambulante Psychotherapie-Gruppen mit jeweils zehn Behandlungsplätzen etabliert. Durch diese Gruppen kann ein erheblicher Teil der Patienten zeitnahe ambulant behandelt werden. Auf diese Weise wird der Chronifizierung psychischer Erkrankungen bei dieser Migrantengruppe vorgebeugt.

Ad 4) Wie in zahlreichen Veröffentlichungen dargelegt wurde (Gün 2007, Erim 2004) führen Missverständnisse in der interkulturellen Psychotherapie oft zum vorzeitigen Therapieabbruch. Hierbei können unbewusste Konflikte der einheimischen Behandler oder der Migranten das gegenseitige Verstehen verhindern. Einheimische Behandler befürchten oft, in der Behandlung von Migranten Fehler zu machen, was eine Hemmung ihrer Initiative zur Folge haben kann. Migranten fühlen sich in Loyalitätskonflikte verstrickt, wenn sie wichtige Lebensthemen mit einer Person besprechen, die nicht Mitglied ihrer Familie ist. Vielfältige andere Konflikte wie z.B. Loyalitäts-, Unterwerfungs- oder Versorgungsthemen können zu Missverständnissen in der Therapie führen.
Bei einer Vorstellung von Migranten aus einer fortlaufenden Psychotherapie bei einem einheimisch deutschen Therapeuten kann eine Expertise zu kulturellen Besonderheiten des Patienten solche Missverständnisse überwinden helfen. Auf diese Weise wird auch vermieden, dass es zu einem Therapieabbruch kommt.

Ad 5)
►Wissenstransfer: Um die defizitäre Forschungslage auf dem Gebiet der psychotherapeutischen Versorgung von Migranten zu verbessern, wurden (und werden) die in der Arbeit mit türkeistämmigen Patienten gewonnenen Erkenntnisse sowie Ergebnisse in Fachzeitschriften und Lehrbüchern publiziert. Bisher wurden mehrere Beiträge in Fachzeitschriften und mehere Lehrbuchkapitel sowie eine Monographie veröffentlicht und auf diese Weise die in den Projekten gewonnenen Wissensinhalte transferiert.
►Transkulturelle Adaptation von Messinstrumenten: Die (türkischsprachigen) psychometrischen Instrumente, die in der Diagnostik in der Ambulanz eingesetzt werden, wurden validiert: Screening für Somatoforme Störungen (SOMS-2), Essener Trauma-Inventar (ETI) sowie ein Integrationsfragebogen (in Bearbeitung).
►Verbesserung der konsiliar psychosomatischen Versorgung von Migranten mit körperlichen Erkrankungen, z.B. durch eine kultursensible Behandlung von Patienten mit Krebserkrankungen.

Dokumente zur Darstellung des Angebotes


Kontakt

Frau Ulrike Schultheis
LVR-Klinikum Essen, Klinik f. Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Virchowstr. 174
45147 Essen (Nordrhein-Westfalen)

Telefon: 0201 / 7227534

E-Mail: Ulrike.Schultheis(at)lvr.de

Website: http://tinyurl.com/yf4o2qq


Projektträger

Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LVR-Klinikums Essen
Virchowstr. 174
45147 Essen


Laufzeit des Angebotes

Beginn: August 1997

Abschluss: kein Ende geplant


Welche Personengruppe(n) in schwieriger sozialer Lage wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?

  • Migrant/-innen in schwieriger sozialer Lage

Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • Altersgruppenübergreifend

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Mädchen / Frauen
  • Keine geschlechtsspezifischen Angebote

Schwerpunkte des Angebotes

  • Stressbewältigung
  • Psychische Gesundheit
  • Stärkung der individuellen Bewältigungsressourcen (z.B. Life skills, Resilienz)

Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt

  • Beratungsstelle

Qualitätsentwicklung

Wie dokumentieren Sie Ihre Arbeit? (z.B. Konzepte, Handreichung)

Quelle der Veröffentlichung/URL: Ambulanzstatistik


Stand

05.05.2015

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